Chronik

Kreisverband für Gartenkultur und Landespflege Amberg-Sulzbach

Im 19. Jahrhundert obliegt es lange Zeit in erster Linie den Schullehrern, den Jugendlichen das Wissen über Obstbaumzucht, Veredelung und Baumpflege zu lehren.

Nach dem strengen Winter 1879/80, der Tausende wertvoller Obstbäume v. a. in Franken vernichtet, motiviert der zielstrebige Pfarrer Albrecht Eyring, den Obstanbau wieder im großen Stil aufzubauen. Und so gründen sich zunächst in Mittelfranken Obstbauvereine, bei Versammlungen werden Edelreiser und Früchte verteilt und neue Möglichkeiten der Obstverwendung aufgezeigt. Schließlich erreicht diese Welle auch das Gebiet des jetzigen Landkreises Amberg-Sulzbach und so entstehen im Jahr 1892 die Vereine in Illschwang, Neukirchen und Sulzbach-Rosenberg, im darauffolgenden Jahr kommen Hirsch-bach, Königstein und Augsberg hinzu und 1894 folgt Edelsfeld.

Am 18. Februar 1894 gründet sich in Sulzbach auch ein „Verband der Obstbau-vereine im Bezirksamt Sulzbach“, aus dem letztlich der heutige „Kreisverband für Gartenkultur und Landespflege Amberg-Sulzbach“ hervorgeht. Als Vor-sitzender ist der königliche Regierungsrat Wilhelm Streit genannt. Ziel des Verbandes ist die Zusammenfassung der Ortsvereine sowie die Förderung des Obstbaues, dessen Absatz und Verwertung. Im Herbst des Jahres 1894 findet in Sulzbach eine Obstschau statt, auf der immerhin 15 verschiedene Apfel- und Birnensorten vorgestellt werden.

Laut Aufzeichnungen gibt es bereits 10 Jahre später, also im Jahr 1904, im Bezirk Sulzbach dreizehn und im Bezirk Amberg sechs Obstbauvereine – darunter der mit 143 Mitgliedern stärkste Verein aus Sulzbach. Obwohl es im Bezirk Amberg auch mehrere mitgliedsstarke Vereine gibt, dauert es bis ins Jahr 1908 bis als Dachorganisation dieser Vereine der „Bezirksobstbauverband Amberg“ gegründet werden kann. Erster Vorsitzender wird der königliche Bezirksrat Josef Lutz.

In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg kommen gärtnerische Fachleute an die damaligen Bezirksämter. In Amberg ist Gartenbauinspektor Spranger und in Sulzbach-Rosenberg Jakob Pirkl tätig. Zwar werden nun auch Themen wie „Gemüsebau“ und „Blumenschmuck“ in die Lehrtätigkeit einbezogen, doch gilt das Hauptaugenmerk immer noch dem Obstbau. In den Folgejahren werden immer mehr Ortsvereine gegründet, so dass Anfang der 30er Jahre im Bezirk Sulzbach 18 und im Bezirk Amberg bereits 25 Vereine bestehen.

Die Zeit des Dritten Reiches und der 2. Weltkrieg bringen das Vereinsgeschehen wieder zum Erliegen.

Nach dem Krieg werden die Vertreter der Ortsvereine damit beauftragt, Bezugsscheine für Handelsdünger und Sämereien zu verteilen, um die Ernährungsgrundlage des hungernden Volkes aus Einheimischen, Flüchtlingen und Vertriebenen zu verbessern. Die so wieder entstehenden Vereine müssen sich für ihre Tätigkeit eine Lizenz der damals herrschenden Militärregierung holen.

Der Obstbau-Kreisverband Sulzbach-Rosenberg bestellt sich 1948 als seinen 1. Vorsitzenden den Bergmann Georg Bär, der die Geschicke dieses Verbandes bis zur Zusammenlegung im Jahre 1972 leitet.

In Amberg, wo der Kreisverband Stadt und Landkreis Amberg umfasst, tritt nach dem 2. Weltkrieg Friedrich Steiner aus Luitpoldhöhe an die Spitze des Verbandes. Nach mehreren Querelen wird 1959 Johann Schrüfer als 1. Vor-sitzender des mittlerweile 800 Mitglieder starken Kreisverbandes Amberg gewählt.

Im Jahr 1966 wird Gartenbauinspektor Peter Göschel hauptamtlich am Landratsamt als Kreisfachberater angestellt, der seine Beratungstätigkeit im Obst- und Gemüsebau, im Blumenschmuck und in der Dorfverschönerung aufnimmt.

Im Rahmen der bayerischen Gebietsreform werden 1972 die Landkreise Amberg und Sulzbach zusammengelegt und auch die beiden Kreisverbände vereinigen sich im Dezember desselben Jahres zum „Kreisverband für Garten-bau und Landespflege Amberg-Sulzbach“.

Die Wahl der neuen Vorstandschaft bringt folgendes Ergebnis:
1. Vorsitzender Johann Schrüfer, Amberg-Raigering
2. Vorsitzender Josef Stauber, Sulzbach-Rosenberg (später Gebenbach)
Kassier Andreas Meier, Amberg-Neumühle
Schriftführer Franz Sieß, Amberg.

In dieser Zeit umfasst der Kreisverband insgesamt 32 Ortsvereine mit rund 2.300 Mitgliedern.

Nach seiner Zusammenlegung hält der Kreisverband im März 1973 seine erste Mitgliederversammlung im Josefshaus in Sulzbach-Rosenberg ab. Der lang-jährige Vorsitzende des bisherigen Kreisverbandes Sulzbach-Rosenberg, Georg Bär, wird zum Ehrenmitglied des neuen Kreisverbandes ernannt.

Bei dieser Versammlung hält Verbandsdirektor Otto Pfannschmidt ein Referat zum Jahresthema des Bayerischen Landesverbandes „Wir und die Landschaft“. Seine wichtigsten Forderungen:
1. Wir pflanzen den Baum für das Jahr 2000, damit die Sauerstoffproduktion für uns Menschen ausreichend gewährleistet ist.
2. Wir brauchen eine saubere Landschaft, damit wir unseren Wohlstand nicht auf dem Misthaufen genießen müssen.
3. Wir brauchen Wanderwege, denn die Bewegung der Menschen in frischer Luft verhindert Zivilisationskrankheiten.

Im Jahr 1976 wird Gärtnermeister Erwin Heigl als Kreisfachberater am Landrats-amt angestellt und bildet seitdem mit Peter Göschel ein eingeschworenes Team, das sich ganz den grünen Themen verschrieben hat.

Jährlich gibt sich der Kreisverband nun eine neue Schwerpunktaktion oder führt einen besonderen Wettbewerb durch: Themen wie „Der grüne Friedhof (1977)“, „Wir pflanzen großkronige Bäume (1983)“, „Unsere Umwelt natur-bewusst gestaltet (1989)“ oder „Lebensraum Obstbaum“ (1994) werden in den Mittelpunkt der Verbandsarbeit gestellt und sprechen viele Menschen in der Bevölkerung an, so dass sich die Mitgliederzahl und die Zahl der Ortsvereine beständig weiterentwickelt.

Ein besonderes Highlight ist die „Blumenolympiade“, die im 4jährigen Turnus stattfindet. Anlässlich der Olympischen Sommerspiele, die im Jahr 1972 in München gefeiert werden, wird dieser Wettbewerb ins Leben gerufen, um den Gästen aus Nah und Fern die Schönheit Bayerns zu präsentieren – seitdem findet die Blumenolympiade im Landkreis Amberg-Sulzbach alle vier Jahre bis ins Jahr 2004 statt.

Ein großes Thema ist über die Jahre hinweg auch der Dorfwettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Im Jahr 1961 wird er in Roding (Lkr. Cham) aus der Taufe gehoben. Viele Ortschaften im Landkreis Amberg-Sulzbach beteiligen sich an dem Wettbewerb und können dabei beachtliche Erfolge erzielen.

Zwei Ortschaften schaffen es sogar bis in die letzte Runde des Wettbewerbes, die auf Bundesebene durchgeführt wird: Dort kann im Jahr 1969 Atzmannsricht eine beachtliche Silbermedaille erzielen und im Jahr 1977 zieht Fürnried eben-falls mit einer Silbermedaille auf Bundesebene gleich.

Im Jahr 1981 übernimmt der Agrarinspektor Josef Stauber aus Gebenbach den Vorsitz des Kreisverbandes.

Das Jahr 1986 und die darauffolgende Zeit sind geprägt von der Reaktor-katastrophe in Tschernobyl – eine umfassende Information der Haus- und Kleingärtner ist dringend erforderlich. So ist in einer Pressemittteilung einen Monat nach dem Unfall zu lesen: „Blattsalate […] sollten noch nicht geerntet werden. […] Soweit Spinat und Lauch geerntet werden müssen, ist zu empfehlen, diese Gemüse küchenfertig zuzubereiten und tiefgefroren haltbar zu machen. Nach vier Wochen ist die Strahlenbelastung im unbedenklichen Bereich und der Verzehr möglich…“ Als Folge dieses Reaktorunfalls gewinnt auch der Natur- und Umweltschutz im Verbandsgeschehen immer mehr an Bedeutung.

Im Herbst 1988 werden an die Ortsvereine Walnussbäume in fünf verschiedenen Sorten verteilt, die der Landesverband gestiftet hat. In einer nächsten Aktion 30 Jahre später, im Jahr 2008, wird überprüft wie viele davon zu einem prächtigen Baum herangewachsen sind.

Im Hinblick auf die bevorstehende Landesgartenschau in Amberg lädt Landrat Dr. Hans Wagner am 6. November 1993 alle Gartenbauvereine im Landkreis zur großen Pflanzaktion ins Landratsamt ein – der Rosengarten, auch heute noch ein Kleinod in der Amberger Altstadt, entsteht.

Ende Juli 1994 feiert der Kreisverband sein 100jähriges Jubiläum mit einem großen Gartenfest in Freudenberg. Dazu wird zuerst im Beisein von vielen Kindern ein Obstbaum gepflanzt, danach findet ein bunter Festzug zum Festzelt statt und den Kindern und Gartlern wird ein buntes Programm geboten.

Im Jahr 1996 findet in Amberg die Landesgartenschau „Leben am Fluss“ statt und wird ein großartiger Erfolg – auch dank des Einsatzes des Kreisverbandes und aller Obst- und Gartenbauvereine, die mit wöchentlich wechselnden Themen ihren Ausstellungsbeitrag im Bauerngarten der Gartenschau leisten.

Im März 1996 wird offiziell der „Arbeitskreis Obst“ des Kreisverbandes gegründet, nachdem sich Obstinteressierte bereits vorher locker unter dem Namen „Obstfachgruppe“ zusammengefunden haben. Dieser Kreis an Obstinteressierten besteht auch heute noch und hat sich dem Ziel verschrie-ben, den Obstanbau zu fördern – dazu zählt das Verbreiten der richtigen Schnitttechnik, die Veredelung, aber auch die Verwertung von geerntetem Obst.

1998 übernimmt Helga Zimmermann den Vorsitz des Kreisverbandes.
Am Rosenfest am 5. Juli 1998 wird Landrat a. D. Dr. Hans Wagner die Goldene Rose des Landesverbandes verliehen und seitdem wird die Rosenblüte alljährlich im Rosengarten des Landratsamtes gefeiert.

Ebenfalls im Sommer 1998, genauer am Sonntag, dem 28. Juni 1998, findet die erste Aktion „Tag der offenen Gartentür“ statt – eine Initiative des damaligen Bezirksverbandsvorsitzenden Josef Stauber, die bis heute anhält. Beim ersten Mal öffnen der Pfarrgarten Wutschdorf, der Kräutergarten Schnaittenbach und der Bauerngarten von Familie Ibler aus Ödputzberg ihre Türen für die interessierten Gartler.

Im Jahr 2000 geht Kreisfachberater Erwin Heigl in den verdienten Ruhestand und Arthur Wiesmet folgt ihm nach.

Zwei Jahre später gibt es einen erneuten Wechsel als sich Kreisfachberater Peter Göschel in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet und Michaela Basler nachfolgt.

Seitdem werden in den Jahren, in denen kein Kreisentscheid zum Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ (wie „Unser Dorf soll schöner werden“ nun heißt) stattfindet, kleinere Dorfwettbewerbe durchgeführt, die speziellere Themen herausgreifen: So wird im Jahr 2003 „Das Unternehmen im Einklang mit Mensch und Natur“ bewertet (Foto), 2004 folgt „Unser Dorfplatz – grünes und kulturelles Zentrum“, eine Neuauflage erfährt der Wettbewerb „Unser grüner Friedhof“ im Jahr 2015 und im Jahr 2019 werden „Unsere grünen und bunten Siedlungen“ gesucht.

Im Jahr 2009 gründet sich der bislang jüngste Obst- und Gartenbauverein in der Ortschaft Ammerthal.

Ein Großereignis steht im Jahr 2010 auf dem Programm: Im Schloss Theuern organisiert der Kreisverband die 10. Bayerische Landesobstausstellung. Dort werden rund 350 Apfelsorten, über 150 verschiedene Birnen, gut 30 Quittensorten, verschiedene Nussarten und Neuzüchtungen aus Tschechien präsentiert. Daneben gibt es im Hof des Schlosses einen grünen Markt mit verschiedenen Ausstellern, ein Gemüseschnitzer zeigt sein Handwerk und die Obst- und Gartenbauvereine basteln Beiträge zur Dekoration der Ausstellung.

Bereits 2013 folgt dann das nächste Großereignis: Der Bayerische Landes-verband für Gartenbau und Landespflege hält seine Landesverbandstagung in der Birglandhalle in Schwend in der Gemeinde Birgland ab. Dazu kommen Vertreter aus den Kreisverbänden aus ganz Bayern in den Landkreis Amberg-Sulzbach und ihnen wird ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm geboten.

Im Jahr 2014 vollzieht sich dann an der Spitze des Kreisverbandes ein erneuter Wechsel als Landrat Richard Reisinger den Vorsitz von seiner Vorgängerin Helga Zimmermann übernimmt.

Seitdem gewinnt auch immer mehr die Kinder- und Jugendarbeit in den Vereinen an Bedeutung. Zur Förderung und Ideengebung werden Jugend-seminare angeboten und Handreichungen für Aktionen zu verschiedenen Themen gegeben.

Ihre bisherigen Höhepunkte erfährt die Kinder- und Jugendarbeit im Landkreis Amberg-Sulzbach zum einen in der Teilnahme am Kinder- und Jugendwett-bewerb „Streuobst-Vielfalt – Beiß rein!“ 2019 und zum anderen in der Gründung von ersten offiziellen Kinder- und Jugendgruppen in den Orts-vereinen.

Begeisterte Kindergesichter sind der Ansporn der engagierten Gartler in den Ortsvereinen und so tragen sie alle faszinierenden Themen rund um Garten und Natur in die nächste Generation weiter – für die Zukunft der Obst- und Gartenbauvereine, aber vor allem für die Zukunft der Kinder!