Eigenen Samen gewinnen

Für die Gewinnung von eigenem Saatgut zur Aussaat im kommenden Jahr hat Gärtnermeister Armin Heuberger wieder ein paar Tipps: „Ich überlege bereits im Herbst, welche Blumen ich im Frühjahr wieder aussäen möchte. Für die Ernte der Samen ist der Oktober die beste Zeit. Dabei muss die Mutterpflanze, von der der Samen abgenommen werden soll, „samenecht“ sein – nur dadurch gleichen die aus den Samen entstehenden Pflanzen auch der Mutterpflanze. Aus dem oft im Handel angebotenen Samen von „F1-Hybriden“ entwickeln sich Pflanzen, die oft keinen Samen mehr ausbilden – und wenn Samen entsteht, kann dieser nicht für eine Nachzucht verwendet werden, da sich die jungen Pflanzen gänzlich von der Mutterpflanze unterscheiden und ganz andere Blüten, Farben, Früchte oder Wuchsformen ausbilden!

Habe ich samenechte Blumen in meinem Garten, lasse ich einige verblühte Blüten stehen, damit sich der Samen voll entwickeln und ausreifen kann. Ausgereifte Samenstände erkennt man daran, dass der Stiel und die Blütenblätter trocken und dürr sind. Sind Blumen dabei, deren Samenkapseln in der Reifephase bei Wärme oder Berührung leicht aufschnappen, empfehle ich, schon frühzeitig Organza-Säckchen um die Kapsel zu stülpen. Sie sind luft- und lichtdurchlässig und sie können mit der daran angebrachten Schnur gut festgebunden werden. Mit einer alten Feinstrumpfhose und einem Gummiring kann ich auch schnell eine Hülle basteln.

Bei mildem und trockenem Wetter wird der Samen dann gesammelt. Zur Lagerung eignen sich wieder die Organza-Säckchen oder die alte Feinstrumpfhose. Keinesfalls vergessen werden darf die Beschriftung des Saatgutes! Die Säckchen werden an einem trockenen, nicht zu hellen, belüfteten und vor allem mäusesicheren Ort aufgehängt. Das trockene Saatgut kann auch gut in kleinen Gläsern oder Dosen fürs nächste Frühjahr aufbewahrt werden. Bei der Rizinuspflanze (Wunderbaum) ernte ich einfach die komplette Samendolde und lasse sie an einem Nagel aufgehängt trocknen.

Die Ernte von Tomatensamen mache ich so: Auch hier eignen sich zur Gewinnung von Saatgut nur samenechte Sorten! Bei kleinen Cocktailtomaten drücke ich einfach die Kerne in ein kleines Glas, gebe etwas Wasser hinzu und lasse das Ganze über Nacht stehen. Am nächsten Tag schütte ich alles in ein kleines, feines Küchensieb und spüle vorsichtig mit warmem Wasser die Samen frei. Bei größeren Tomaten ernte ich die Samen mit einem Kaffeelöffel aus der Frucht und gehe danach vor wie bei den kleinen Tomaten. Die gespülten Samen lege ich entweder auf einem Streifen Küchenkrepp aus und lagere sie so ein oder ich lasse sie im Sieb abtrocknen und fülle meine einzelnen Sorten in kleine Tablettendosen. Auch hier überall unbedingt an die Beschriftung mit Sortennamen denken!

Durch das Gewinnen von eigenem Samen spare ich mir im Frühjahr den Einkauf von neuem Saatgut. So kann ich mir auch meine alten Sorten erhalten, die genauso schön blühen wie manch teure, oft empfindliche Arten. Und ich leiste dadurch auch einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt!“