Schnitt von Edelreisern

Für den Schnitt von Edelreisern zur Obstbaum-Veredlung hat Gärtnermeister Armin Heuberger wieder ein paar hilfreiche Tipps parat: „Wenn Sie Edelreiser schneiden möchten, um ihre Obstbäume im Frühjahr mit diesen zu veredeln, ist der Winter ideal dafür geeignet. Der Mutterbaum, von dem die Reiser entnommen werden sollen, muss dafür in Winterruhe sein; er darf noch nicht im Saftfluss stehen. Da bei Steinobstarten wie Kirschen, Zwetschgen oder Aprikosen der Saftanstieg bereits früher einsetzt, liegt der Schnittzeitpunkt hier an einem frostfreien Tag etwa von Mitte bis Ende Januar. Bis Mitte Februar etwa können Reiser von den später austreibenden Apfel- und Birnbäumen gewonnen werden. Je nach vorherrschender Witterung kann sich der Schnittzeitpunkt verschieben, doch auf jeden Fall dürfen die Knospen noch nicht angeschwollen sein.

Als „Edelreiser“ werden einjährige Triebe von gewünschten Obstsorten bezeichnet. Es sind demnach unverzweigte, 30 bis 40 cm lange und bleistiftstarke Neutriebe aus dem Kronenbereich des Obstbaumes. Unser ehemaliger Kreisfachberater für Gartenbau, Erwin Heigl, riet immer, Reisig von der Südseite der Mutterbäume zu schneiden, da diese besser ausgebildet seien. Unbedingt muss beim Schneiden auf die Gesundheit des Reisers geachtet werden. Wasserschosser, Reiser mit Obstbaumkrebs, Mehltau oder Rotpusteln sowie schwache Triebe sind nicht zu verwenden.

Entnehmen Sie stets von jeder gewünschten Sorte mehrere Reiser, die Sie dann bündeln und mit einem wasserfesten Sortenetikett kennzeichnen. Ich hab mir dafür Alu-Etiketten im Fachhandel besorgt, doch beispielsweise ein gelochter Kartonstreifen mit einer Schnur eignet sich genauso.

Da der Zeitpunkt zur Veredlung der Edelreiser auf den Obstbaum erst im April liegt, müssen die Reiser richtig eingelagert werden (ideal wäre ein Felsenkeller). Die Edeltriebe dürfen bis zum Veredlungszeitpunkt nicht an- oder ausgetrieben haben, deshalb die Reiser mit feuchtem Moos oder einer feuchten Zeitung umwickeln und gebündelt auf den Lehm- oder Ziegelboden legen. Wer keinen Felsenkeller besitzt, kann die Edelhölzer in eine ca. 50 cm tiefe Erdmiete in einem schattigen Bereich des Gartens eingraben. Dazu die Reiser unbedingt mit einem engen Drahtgeflecht umwickeln, um diese vor Wühlmäusen zu schützen. Anschließend mit etwas Sand und Erdreich abdecken. Oder die Reiser in einem Eimer mit feuchtem Sand in einer dunklen Ecke der kühlen Garage aufbewahren.

Auch darauf achten, dass die Edelhölzer nicht neben eingelagertem Obst liegen, da dieses das Reifegas Ethylen abgibt. Die Edelreiser müssen auch nach der langen Lagerung noch prall und fest sein. Beim Anschneiden des Triebes darf das Kambium unter der Rinde nicht braun sein, sondern es soll grün und saftig aussehen – so gelingt die Veredlung!

Wer sich eine bestimmte Obstsorte wünscht, aber keinen Mutterbaum zum Schneiden der Edelreiser hat, kann sich beispielsweise mit dem Landratsamt in Forchheim in Verbindung setzen (Landratsamt Forchheim, L2 Obst, Möchser Weg 12, 91355 Hiltpoltstein, Mail: obst@lra-fo.de, Telefonnummer 09191 / 86-1081).“